Barkenberg
10 TAGE, VIER WORKSHOPS UND ZAHLREICHE IDEEN – DIE AUFTAKTWERKSTATT
Datum: 10. – 20. Juni 2015
Ort: Ladenlokal (ehem. Edeka Hahn), Dimker Allee 31
öffentlicher Raum und Wohnsiedlungen in 46286 Dorsten-Barkenberg
Anlass
Ab 1958 wurde Dorsten Wulfen-Barkenberg auf der grünen Wiese als „Neue Stadt Wulfen“ für bis zu 60.000 Menschen konzipiert und errichtet. Die geplante Einwohnerzahl wurde jedoch nie erreicht. Neben dem Geschosswohnungsbau mit experimentellen Architekturen wie „Metastadt“, „Habiflex“ oder „Finnstadt“ prägen vor allem Einfamilienhausgebiete den Stadtteil. Die Quartiere aus individuellen und räumlich differenzierten Patio-, Bungalow- und Reihenhäusern befinden sich vorwiegend in Privatbesitz und standen im Zuge des erforderlich gewordenen Stadtumbaus von 2006 bis 2014 nicht im Fokus. Jedoch zeichnen sich auch hier Herausforderungen ab. Es geht vor allem um Fragen, wie die besonderen städtebaulichen Qualitäten, die getrennte Wegeführung und die starke Durchgrünung des Stadtteils für die Zukunft gesichert und weiterentwickelt, wie die Energieversorgung und das Image verbessert und das hohe Engagement der Anwohner und Anwohnerinnen zielführend eingebunden werden können.
Die Idee
Mit den HausAufgaben in Barkenberg sollte nun der Einstieg in die Diskussionen angeregt werden. Gleichzeitig bildete sie den Auftakt der Werkstattreihe in der Region. Daher galt es, mit einem breiten Blick möglichst viele Erfahrungen zu sammeln, die vor Ort aber auch anderswo nützlich sein könnten. Gemeinsam mit Zukunftsdenkern, Planungs-, Gestaltungs- und Finanzspezialisten sowie Studierenden machte sich die Werkstatt mit ganz unterschiedlichen Formaten auf die Suche nach den Besonderheiten des Ortes. Ideen für neue Gemeinschaften standen dabei genauso im Mittelpunkt wie Praxisbeispiele und konkrete Anregungen, um die Einfamilienhäuser an aktuelle und zukünftige Wohnbedürfnisse anzupassen. Für zehn Tage wurde ein leerstehendes Ladenlokal zum zentralen Ort des intensiven Austauschs und Ausgangspunkt für Aktionen im Stadtteil. Zusammen mit Film-, Diskussions- und Präsentationsabenden sowie einer Ausstellung verstand es sich als multifunktionale Anlaufstelle für Fragen und mögliche Antworten rund um die Zukunft der Einfamilienhausgebiete. Das ausführliche Programm zur Werkstatt finden sie hier. Einen intensiveren Rückblick finden sie unter Dokumentation.
11. – 13.6. | Workshop #1 | Oh, wie schön ist Barkenberg
Quartiersspaziergänge und Ausstellung mit Prof. Dr. Turit Fröbe, Die Stadtdenkerei und Universität der Künste Berlin
Die Anwohnerinnen und Anwohner begaben sich flanierend, radelnd, umherstreifend auf die Suche nach dem, was Barkenberg ausmacht. Mit einem liebevollen Blick wurden Lieblingsorte und Alltagswege beschrieben, um das bislang Unentdeckte zu finden oder scheinbar Altbekanntes neu wertzuschätzen. Aktionen in den Nachbarschaften und eine temporäre Ausstellung der Lieblingsorte im Ladenlokal regten an, miteinander ins Gespräch zu kommen und die unterschiedlichen Sichtweisen besser kennen zu lernen.
Hier finden Sie die Karte der Lieblingsorte als Download.
12.6. | Was wäre, wenn …? Akademie der Szenarien
Hochschulseminar und Vor-Ort-Präsentation mit Prof. Joachim Schultz-Granberg, msa | münster school of architecture
Große Eigenheimsiedlungen boten vor Jahren die Möglichkeit, den Traum vom eigenen Haus mit Garten für die ganze Familie zu verwirklichen. Die Welt hat sich inzwischen weitergedreht und die Ansprüche haben sich verändert. Studierende der msa Münster beschäftigten sich mit möglichen Entwicklungsoptionen für die Zukunft der Einfamilienhausgebiete in Barkenberg. In einem von Dagmar Hoetzel (bauwelt) moderierten Gesprächsabend wurden die entwickelten Zukünfte gemeinsam mit Prof. Swen Geiss (Alanus Hochschule für Kunst und gesellschaft), Holger Lohse (Stadt Dorsten), Uta Schneider (Regionale 2016 Agentur), Prof. Joachim Schultz-Granberg (msa | münster school of architecture) und den Studierenden in Form von anschaulichen Szenarien zur Diskussion gestellt.
Hier finden Sie die einzelnen Szenarien mit detaillierten Beschreibungen als Download.
15. – 17.6. | Workshop #2 | WIR ist MEHR!
Mobile Aktionen und Ideen-Börse mit Stiftung FREIZEIT, Berlin
Jeder ist in etwas ein Experte und benötigt gleichzeitig manchmal Unterstützung. Dafür bieten funktionierende Nachbarschaften Möglichkeiten und Chancen. Mit einem mobilen Gerät ging „WIR ist MEHR!“ von Tür zu Tür, auf der Suche nach den Talenten, Interessen und Wünschen aus Barkenberg. Eine öffentliche Börse am Ladenlokal, bei der Geld nichts wert war und allein das Teilen glücklich machte, verknüpfte die Ressourcen zu kreativen Kooperationen und regte zur Fortsetzung an. Was können wir gemeinsam? „WIR“ kann mehr als „ich“ und zusammen sind wir „MEHR“.
18. – 20.6. | Häusercheck – Entdecke die Möglichkeiten!
Vor-Ort-Analyse und Experten-Check mit einsateam, Berlin
Die „Häuserchecker“ – Studierende der Universitäten Kassel, Münster und Innsbruck –untersuchten vor Ort mit interessierten Eigentümern die Potenziale ihrer Eigenheime: Passen das Haus zu meinen Wohnbedürfnissen – heute und in Zukunft? Wenn nicht, was dann? Welche Möglichkeiten gibt es? Gute Beispiele aus der Praxis präsentierte der „Häusertalk“ mit Jörg Leeser, BeL Bernhardt und Leeser – Sozietät für Architektur, Köln und Tim Rieniets, StadtBauKultur NRW. Bei der „Hausvisite“ zeigten die Planungs-, Gestaltungs- und Finanzexperten Christiane Schmidt (BeL), Petra Lea Müller (Architektin mit Schwerpunkt Energieberatung), Annette Manai-Joswowitz (Architektin und Wohnberaterin Kreis Coesfeld), Jaroslaw Wojtowicz und Susanne Horstmann (Sparkasse Vest Recklinghausen) sowie Holger Lohse (Stadt Dorsten) Handlungsoptionen für ausgewählte Objekte auf.
15.6. | Verlassen und verramscht – Wenn keiner Omas Haus will
Filmvorführung und Diskussion mit Julia Friedrichs, Journalistin und Autorin des Films sowie des Buchs „Wir Erben: Was Geld mit Menschen macht“, Jörg Laaks und Tim Rieniets, StadtBauKultur NRW
Der Immobilienmarkt in Deutschland ist zweigeteilt: Boomende Städte stehen schrumpfenden Landstrichen gegenüber. Das „Betongold“ in Form von Hauseigentum ist in vielen Regionen längst nicht mehr viel wert. Raumplaner der Universität Stuttgart glauben, dass man in den kommenden Jahren in vielen Regionen eine „flächendeckende Entwertung“ erleben wird. Was macht man mit einem Dorf, dem die Bewohner ausgehen? Und in dem die, die bleiben, mit den großen leeren Häusern überfordert sind?
Erst wenige Kommunen machen sich auf den Weg, nach Lösungen zu suchen. Die bisherigen Methoden und Versuche von Politik und Verwaltung zeigen darüber hinaus, dass man erst am Anfang eines langen Weges steht. Das dieser Weg jedoch notwendig und lohnenswert ist, wurde in der Diskussion noch einmal bekräftig. „Unser Anliegen war auch, zu zeigen, dass in allen Orten noch viel Leben vorhanden ist. Da ist viel Bewahrenswertes und das sind ganz oft schöne Orte, in denen Leute wohnen und sagen: Das ist meine Heimat. Ich hab hier ein Leben gelebt und das kann man nicht einfach tilgen“ beschrieb Julia Friedrichs ihre Motivation.
18.6. | Häusertalk. Altbau mit besten Aussichten – Praxisbeispiele fürs Eigenheim
Vortrag von Jörg Leeser, BeL Sozietät für Architektur mit Einführung von Jeannette Merker und Franziska Eidner, einsateam
Wie lassen sich Einfamilienhäuser umgestalten und für die Zukunft rüsten? Ein Beispiel ist das „Kleine Haus Blau“ – der Umbau und die Erweiterung eines Einfamilienhauses in Hürth-Hermülheim durch das Büro BeL – Sozietät für Architektur. „Vieles an dem Haus scheint vertraut und sehr normal zu sein. Erst bei längerem Hinschauen wird klar: Hier hat jemand sehr sorgfältig und sehr geistreich aus einem kleinen Einfamilienhaus aus den 1950er-Jahren ein geräumiges und zeitgemäßes Wohnhaus gemacht. Das Projekt zeigt exemplarisch, dass Umbauen und Weiterbauen zeitgemäße und architektonisch vollwertige Strategien sind. Oftmals ist es dabei auch ökonomisch und ökologisch besser, das Vorhandene weiterzuverwenden als alles neu zu machen. Und genau deshalb hat dieses Haus auch den Kölner Architekturpreis 2014 bekommen.“ Der „Häusertalk“ stellte nicht nur dieses Projekt vor, sondern zeigt eine Bandbreite guter Beispiele und eine Vielzahl smarter, ungewöhnlicher, aber auch alltäglicher Umbauideen für alte Siedlungshäuser.
Unsere Partner
HausAufgaben in Barkenberg ist ein Kooperationsprojekt der Stadt Dorsten, der Regionale 2016 und StadtBauKultur NRW gemeinsam mit der Wulfen-Konferenz und dem Projekt Nachbarschaftshilfe. Wir bedanken uns bei den zahlreichen Unterstützern und Förderern sowie bei allen, die an der Werkstatt und ihrer Vorbereitung mitgewirkt haben.